Arbeitsbeschaffung benötigt die Verwaltung nicht

Wir lehnen den Antrag der BIBS zur Einschätzung von rund 100 Denkmalen in der Stadt ab.

Wir finden es bemerkenswert und gut, dass die BIBS-Fraktion ihren Änderungsantrag „Umgang mit belasteten Denkmalen in der Stadt“ in der Ratssitzung gestern zurückgezogen hat. Mit diesem war sie gegenüber ihrer ursprünglichen Forderung bereits stark zurückrudert. „Die Fraktion hat offenbar selbst erkannt, dass sie zunächst in ihrem Ursprungsantrag, seinerzeit populistisch vorpreschend und hysterisch getrieben von der ‚Black Lives Matter‘-Bewegung, und nun auch mit der vorgelegten Änderung über das Ziel hinausgeschossen ist“, meint Dr. Sebastian Vollbrecht, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Wissenschaft im Rat der Stadt.

Wir plädieren dafür, Erklärungen und Hinweise auf Gedenktafeln dosiert zu verwenden, um in erster Linie die Denkmale als Kunstobjekt für sich sprechen zu lassen. Wir plädieren dafür, Erklärungen und Hinweise auf Gedenktafeln dosiert zu verwenden, um in erster Linie die Denkmale als Kunstobjekt für sich sprechen zu lassen.

Die BIBS wollte ursprünglich, dass sämtliche Braunschweiger Denkmale, die zweifellos Kunst- und Kulturgut sind, eingeordnet werden in Kategorien wie „unbedenklich“, „kritisch“ oder „belastet“ und gegebenenfalls verschwinden. Diesem kruden Gedanken konnten wir natürlich nicht folgen. Schließlich habe es in Deutschland schon einmal eine dunkle Zeit gegeben, in der Kunst in politisch genehm und ‚entartet‘ sortiert wurde. So etwas wollen wir nie wieder erleben.

„Selbstverständlich verabscheuen wir die Tötung des farbigen US-Amerikaners George Floyd durch Polizeigewalt in den USA. Und selbstverständlich ist Kolonialismus aus heutiger Sicht menschenverachtend gewesen. Aber Geschichte lässt sich nicht auslöschen, in dem man die Augen vor ihr verschließt. Im Gegenteil, wir müssen aus ihr lernen! Deswegen begrüßen wir, dass am Kolonialdenkmal am Prinzenpark entsprechende Informationstafeln stehen, die aufklären“, erklärt Vollbrecht.

Wir plädieren jedoch dafür, Erklärungen und Hinweise auf Gedenktafeln dosiert zu verwenden, um in erster Linie die Denkmale als Kunstobjekt für sich sprechen zu lassen. Denkmale seien selbstverständlich immer Ausdruck der jeweiligen Zeitepoche, in der sie entstanden sind. Im Rückblick auf die Jahrhunderte ergebe sich dabei häufig ein anderes, mindestens ein differenzierteres Bild als zum Zeitpunkt des Entstehens. Dem interessierten Betrachter böten sich aber genügend Möglichkeiten, sich über die Hintergründe von historischen Denkmalen zu informieren.

Im Gegensatz zum Ursprungsantrag schrieb die BIBS immerhin, dass es ihr nicht mehr um das Stürzen und oder Entfernen von Denkmalen ging. Sie wollte auch keine umfassende historische Aufarbeitung mehr, sondern lediglich noch eine kurze Einschätzung von rund 100 Denkmalen in der Stadt. Dazu sollte eine im Internet veröffentlichte Liste abgearbeitet werden. „Das haben wir für unnötig gehalten. Schlichte Arbeitsbeschaffung hat die Verwaltung nicht nötig. Deswegen hatten wir den Antrag bereits bei der Beratung im Ausschuss für Kultur- und Wissenschaft abgelehnt. Durch das Zurückziehen ist die BIBS nun einer deutlichen Abstimmungsniederlage entgangen. Wir hoffen, dass es nicht nur ein Manöver war, um demnächst mit einem neuen, ebenfalls unreflektierten Antrag zu kommen“, so Vollbrecht abschließend.