Ratsherr Günderen: „Rituelles Trauer- und Waschhaus für Muslime nötig und möglich“

Ein Ort des Abschieds und ein Zeichen der Ankunft

Nach dem Tod eines Muslims ist die rituelle Waschung des gesamten Körpers unter fließendem Wasser eines der wichtigsten Rituale. Diese körperliche Reinheit ist im Islam symbolisch als Vorbereitung für die Begegnung mit dem Schöpfer zu verstehen.

Aykut Günderen, erster Braunschweiger Ratsherr muslimischen Glaubens, erläutert: „In Braunschweig sind die Rituale der Waschung und des Totengebetes am aufgebahrten Sarg des Verstorbenen nur erschwert und an weit voneinander entfernten Orten möglich.
Die Waschung wird seit Jahren provisorisch im Städtischen Klinikum durchgeführt und das Gebet erfolgt dann in den Räumen der jeweiligen Gemeinde. Diesen Umstand gilt es zu beheben!“
Aykut Günderen hat in seiner Fraktion erfolgreich dafür geworben, sich für die Errichtung eines rituellen Trauer- und Waschhauses einzusetzenAykut Günderen hat in seiner Fraktion erfolgreich dafür geworben, sich für die Errichtung eines rituellen Trauer- und Waschhauses einzusetzen
Daher spricht sich Günderen für die Errichtung der „Gasilhane“ aus, was übersetzt so viel bedeutet wie „Stätte der rituellen Waschung“. Dieser ca. 150 qm große Gebäudekomplex bietet Raum für beide Riten, sowohl für die Waschung als auch für das Totengebet vor der zeitnahen Bestattung.
 
Denn mit dem Älterwerden der Muslime steigt auch die Anzahl der Sterbenden in Deutschland stetig. Aktuell leben in Braunschweig ca. 11.000 Menschen muslimischen Glaubens, die heute in der zweiten oder dritten Generation hier leben. „Braunschweig ist auch ihre Heimat. Die Muslime leben und arbeiten hier, daher möchten sie auch hier begraben werden. Die Angehörigen könnten so die Gräber ihrer Verwandten regelmäßig besuchen. Braunschweig ist lebenswert und soll auch ablebenswert werden. Diesen Wunsch habe ich auch ganz persönlich“, führt Günderen aus.
 
1994 hat der Evangelische Stadtkirchenverband auf dem Hauptfriedhof das erste Grabfeld für die Bestattung von Muslimen zur Verfügung gestellt und aktuell bereits die Zusage für die Überlassung des Grundstücks für die Gasilhane ausgesprochen.
Günderen freut sich besonders darüber: „Dem Evangelischen Stadtkirchenverband gebührt ein ganz besonderer Dank, da er damit die Verwurzelung und das Heimatgefühl unserer Mitmenschen in Braunschweig gestärkt hat“.
 
Für den Rat der Muslime in Braunschweig, sie ist die Vertretung der 5 ältesten sowie größten muslimischen Gemeinden, ist die Gasilhane ein nun schon Jahrzehnte bestehender Wunsch. Es wurden verschiedenste Konzepte gesichtet und bewertet.
Das Vorbild ist letztlich die vor einem Jahr eingeweihte Gasilhane der Stadt Mainz .
Ca. 330.000 € würde die Errichtung kosten. Günderen dazu: „Um der Braunschweiger Waschstätte näher zu kommen, hat der Rat der Muslime eine Kostenübernahme von 10% ausgesprochen. Für diesen Zweck werden die Mitglieder gerne spenden“.
 
Günderen hat sich in seiner Fraktion erfolgreich dafür eingesetzt, einen entsprechenden Haushaltsantrag zu stellen und wirbt bei den anderen Fraktionen nun um Zustimmung: „Die Gasilhane ist viel mehr als nur ein Gebäude! Mit der Errichtung setzen wir ein weiteres, deutliches Zeichen für ein tolerantes Miteinander, für die Anteilnahme und das Mit- bzw. Wirgefühl in Braunschweig. Ich bitte alle Ratsfraktionen darum, im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen, unseren Antrag zur Finanzierung dieses Projektes mitzutragen und damit unserer Wertschätzung in Braunschweig Ausdruck zu verleihen!“.